Amazon.sucks: Domain-Registrar kassiert Millionen von Marken und Prominenten

Schon lange vor ihrer Einführung sorgte die neue Top Level Domain .sucks für viel Gesprächsstoff, sogar hochrangige Politiker schalten sich ein und sprachen von einer "Erpresser-Masche". Die offenbar aufgeht: In der jetzt beendeten Sunrise Period sicherten sich Unternehmen und Prominente tausende Domains zu horrenden Preisen – alles aus Angst vor schlechter Presse.
Mehr als 500 so genannte generische Top Level Domains (TLDs) nickte die Vergabeorganisation ICANN in den letzten zwei Jahren ab – hierzulande dürfte vor allem .berlin bekannt sein. Doch keine TLD sorgte für so viel Aufregung wie die Endung .sucks (frei übersetzt: "ist beschissen"), die die ICAN in diesem Februar genehmigte.
"Betrügerische Erpresser-Masche"
Der US-amerikanische Senator Jay Rockefeller schrieb schon im Vorfeld der ICANN, .sucks biete keinerlei Mehrwert. Die sich für die TLD bewerbenden Unternehmen würden versprechen, .sucks könne "Debatten befeuern und Verbrauchern nützen", tatsächlich handele es sich aber um "kaum mehr als eine betrügerische Erpresser-Masche".
Der Vorwurf: Das Geschäftsmodell bestehe einzig darin, Unternehmen, Non-Profit-Organisationen und sogar Einzelpersonen regelmäßig Geld dafür bezahlen zu lassen, dass unter "ihrem" Namen kein öffentlicher Pranger errichtet wird. Infolge der Debatte sah sich die ICANN sogar gezwungen, die US-amerikanische sowie die kanadische Regierung konkret anzufragen, ob der in Kanada beheimatete Registrar Vox Populi mit .sucks Gesetze breche.
Bis zu 2.499 US-Dollar Jahresgebühr
Vox Populi trug seinen Teil zur Schärfe der Debatte bei – mit einem deftigen Preismodell. Innerhalb der vom 01.03. bis zum 19. Juni laufenden Sunrise Period (Vorregistrierphase) mussten Marken und Einzelpersonen 1.999 US-Dollar bis 2.499 US-Dollar pro Domain bezahlen, die sie sich sichern wollen.
Nach Ende dieser Sunrise Period wird deutlich, wie lukrativ das Geschäftsmodell tatsächlich ist. Fast 3.400 .sucks Domains wurden im Rahmen der Sunrise Period registriert, berichtet der Branchendienst TheDomains.com. Das bedeutet Einnahmen in Höhe von rund 6,8 Millionen US-Dollar nur durch diese Vorregistrierungen.
Von Google bis Hillary Clinton
Unternehmen wie Google, ebay, Facebook und Whatsapp sicherten sich "ihre" .sucks-Domain, analyisert Marketing Land. Viele große Player wollen offensichtlich auf Nummer sicher gehen und sicherten sich auch die .sucks-Adressen ihrer Handelsmarken. So registrierte Amazon neben amazon.sucks auch kindle.sucks, Microsoft kaufte gleich ein gutes Dutzend .sucks-Adressen für Produkte wie Windows, Office, Bing, Hotmail, Xbox, Skype und so weiter.
Auch prominente Privatpersonen sind unter den Mehrfach-Registrierern. Mark Zuckerberg kaufte sich gleich 10 .sucks-Adressen (neben seinem Namen auch Abwandlungen wie zucks.sucks und zuckerbergreally.sucks). So unterschiedliche Persönlichkeiten wie Hillary Clinton und Miley Cyrus zahlen von nun an mehrere Tausend US-Dollar jährlich an einen kanadischen Registrar, um schlechte Presse unter einer einprägsamen Domain zu verhindern.
Auch deutsche Domain-Anbieter verdienen mit
Das Geschäft brummt also. Entsprechend ist zu befürchten, dass Vox Populi Nachahmer finden wird. Derweil ist von September an die freie Registrierung von .sucks-Adressen möglich, infolge der das reale Shitstorm-Potenzial der TLD wohl erst richtig deutlich wird. Bei United Domains lassen sich .sucks-Adressen ("für eine gewinnbringende Beschwerdekultur") bereits vorbestellen – für 299 Euro Jahresgebühr.
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