iOS 9 ermöglicht Adblocker – neuer Boost für Native Advertising

Anders als im Desktop-Bereich ist Display-Werbung für die immer zahlreicheren Smartphone- und Tablet-Surfer noch ein notwendiges Übel. In den nächsten Monaten ändert sich das, sowohl im Android- als auch im iOS-Kosmos. Weitgehend unblockbare native Werbeinhalte dürften damit noch zahlreicher werden.

Erst vor wenigen Wochen veröffentlichten die Macher der beliebten Browser-Erweiterung Adblock Plus einen eigenen Adblock Browser für Google Android. Derzeit befindet sich der auf Firefox basierende Browser in der offenen Beta-Phase. Anders als ein zuvor aus dem Google-Marktplatz gekicktes Adblock-Plugin für das gesamte System soll der Adblock-Browser konform mit den Geschäftsbedingungen des Google Play Store sein und darüber eine entsprechend große Sichtbarkeit erhalten.

Adblock beliebteste Safari-Erweiterung

Safari AdBlock
Safari AdBlock

Für iOS ist ein solcher Adblock-Browser noch nicht in Sicht, dieser wird aber offenbar auch gar nicht möglich sein. Denn Apple selbst öffnet mit dem im Herbst erwarteten neuen Mobile-Betriebssystem iOS 9 seinen Browser Safari für “Content Blocking Extensions”, berichtet das Nieman Lab mit Bezug auf die Entwickler-Dokumentation von Apple. Damit ist der Weg frei für eine Mobile-Version von AdBlock for Safari, der beliebtesten Safari-Erweiterung überhaupt. Vorausgesetzt, die neue API ist ausreichend für Adblocking – die Entwickler von Adblock Plus haben da aktuell noch ihre Zweifel.

Das Nieman Lab, eine Institution der Harvard Universität, geht von einem großen Erfolg einer mobilen Adblock-Erweiterung für Safari aus. Aufgrund von beschränkter Bandbreite und Akkulaufzeit habe ein solches Addon sogar noch mehr Vorteile als im Web, wo es “nur” vor nerviger Reklame und Trackern schütze. Für journalistische Anbieter bedeute das eine Verschärfung des Problems, die immer zahlreicheren mobilen Abrufe effektiv zu monetarisieren. So erhalte die New York Times schon heute 50 Prozent ihrer Zugriffe von Smartphones und Tablets, generiere daraus aber nur 10 Prozent der gesamten Online-Werbeeinnahmen.

Native Advertising als Ausweg aus Mobile-Dilemma

Zu den Auswegen aus diesem Dilemma zählen die Flucht in geschlossene Plattformen (wie sie Apple mit Apple News gerade auch selbst angekündigt hat), Online-Kioske wie Blendle und Pocketstory sowie die (Weiter-)Entwicklung einer eigenen Paywall. Aber auch im Werbebereich gibt es Alternativen zu blockbarer Display-Werbung.

Gerade auch die angesprochene New York Times ist beim Thema “Native Advertising” vorne dabei, mehrere Dutzend Mitarbeiter kümmern sich um die Akquise von Werbekunden und die Erstellung bezahlter Werbeartikel. Einnahmen im Jahr 2014: 18,2 Millionen US-Dollar. Native Advertising ist praktisch nicht blockbar, muss das aus Lesersicht aber auch gar nicht sein. Denn idealerweise nerven bezahlte Artikel nicht, sondern informieren oder unterhalten ebenso wie die redaktionellen Inhalte drum herum.

Höchste Zeit für alternative Vermarktungs-Konzepte

Ein Beispiel dafür, über das wir kürzlich berichteten, ist das Satire-Magazin The Onion mit seinen im Social Web tausendfach geteilten Sponsored Postings. The Onion oder auch Online-Publikationen wie Buzzfeed und Upworthy würden mobile Adblocker kaum wehtun, weil sie ihre Erlöse schon heute aus anderen Kanälen beziehen. Andere Publisher sollten sich spätestens jetzt Gedanken dazu machen, in was für einer Form sie Sponsored Postings und andere “unblockbare” Inhalte auf ihrer Seite integrieren.

Johannes Haupt

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