Trojanisches SEO-Pferd: Google holt Buch-Rezensionen in Suchergebnisse

Im Vergleich zu Filmen und Musik sind die Google-Ergebnisse bei der Suche nach Büchern noch vergleichsweise nackt. In diesen Tagen ändert sich das, Rezensionen werden bereits testweise exponiert dargestellt. Kurzfristig können Händler, Blogs und Info-Seiten davon profitieren, auf längere Sicht ist die Entwicklung allerdings gerade für diese Parteien höchst problematisch.
Bei der Suche nach einem Buchtitel + "Reviews" liefert Google derzeit testweise über den organischen Suchergebnissen einen Kasten aus, der die Bewertungen beziehungsweise durchschnittlichen Bewertungen von verschiedenen Stores und Buchcommunitys, aber auch aus einem privaten Blog enthält. Erst darunter stehen die eigentlichen Suchergebnisse.

Auf diese Box wies zuerst der britische E-Commerce-Spezialist Dan Barker bei Twitter hin. Das berichtende Fachblog Search Engine Round Table konnte die Integration im Test nicht nachvollziehen, auch wir bekommen die Box nicht angezeigt. Offensichtlich handelt es sich um einen der vielen begrenzten Testläufe von Google (hier wohl auf Großbritannien), dafür spricht auch der "Feedback"-Link unter der Box.
Alles Relevante auf Suchergebnisseite
Dass eine solche Integration kommen wird, ist aber ausgemachte Sache. In anderen Bereichen gibt es diese Zusatz-Informationen auf Suchergebnisseiten, in Online-Marketing-Kreisen "Quick Answers Boxes" genannt, schon längst.
Wer auf Google.de etwa nach dem gerade ins Kino gekommenen Blockbuster "Mad Max: Fury Road" sucht, bekommt auf der Suchergebnisseite umfangreiche Informationen zu
- aktuellen Kino-Vorführungen
- aktuellen News (Google-News-Integration)
- durchschnittlichen Bewertungen von vier Portalen
- Informationen zum Film (von Wikipedia), zu den Schauspielern, zum Regisseur, die wiederum mit Google-Suchergebnissen verlinkt sind.
- verwandte Suchen ("wird auch gesucht")
Die Daten holt sich Google direkt von den Websites, wo sie strukturiert bereitgestellt werden. Das Markup erfolgt nach schema.org; was für strukturierte Daten allein für ein Buch bereitgestellt werden können, lässt sich hier einsehen.
Webmaster servieren dem Google-Crawler die relevanten Daten also mundgerecht auf dem Silbertablett, und das aus gutem Grund. Bei der oben abgebildeten Google-Suche nach Besprechungen von "Krieg und Frieden" ist offensichtlich, dass die Anbieter, deren Rezensionen in der Box über den eigentlichen Suchergebnissen auftauchen, einen überragenden Teil der Klicks bekommen werden. Wer seine Daten nicht nach Google-Wunsch strukturiert hinterlegt – im Screenshot der "Guardian", der offensichtlich keine googlekonforme Note vergeben hat -, wird zunehmend unsichtbar.
Google macht Weiterklicken überflüssig…
In der nächsten Ausbaustufe der angereicherten Suchergebnisse verlieren allerdings alle. Google will das Informationsbedürfnis des Nutzers möglichst schon auf der Suchergebnisseite stillen, Klicks zu den eigentlichen Inhalte-Anbietern obsolet machen. So gibt es bei der genannten Google-Suche nach "Mad Max" kaum noch einen Grund mehr, von der Ergebnisseite aus zu Wikipedia oder einer anderen Info-Seite zu surfen. Alle wesentlichen Informationen sind hier bereits auf der Suchergebnisseite zu finden. Und wer sich nur einen flüchtigen Eindruck von der Resonanz verschaffen wollte, hat nach Betrachtung der durchschnittlichen Bewertungen auch nicht mehr diese Plattformen zu besuchen. Ähnlich wird es bei Buch-Rezensionen sein.
Im Buchbereich kommt hinzu, dass Google hier nicht nur Informationsdienstleister ist, sondern auch Händler. Bei der Suche nach Büchern liefert die Suchmaschine derzeit zwar noch hauptsächlich Wikipedia-Informationen aus. Teilweise gibt es aber auch Beschreibungen aus dem eigenen Angebot Google Books, das natürlich auch verlinkt ist (Bild rechts). Zum Kauf des eBook bei Google Play ist es von da aus nur ein Klick.
…und zwingt zu werblicher Präsenz
Bei Hardware ist Google auch schon gut dabei: Wer beispielsweise nach Tolino Vision sucht, bekommt über den organischen Suchergebnissen die Google-Shopping-Ergebnisse präsentiert. Hier haben vor allem externe Preisvergleiche das Nachsehen. Aber auch Händler können es sich angesichts einer solch exponierten Integration kaum leisten, nicht werblich bei Google vertreten zu sein.
Bei aller Freude über den organischen Google-Traffic sind Webmaster also gut beraten, bei Content-Strategie und Optimierungen eine gute Portion Skepsis walten zu lassen. Wie volatil die Präsenz bei Google sein kann, haben gerade erst Betreiber zahlreicher Info- und Ratgeber-Seiten infolge des Google Phantom Update feststellen müssen.
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<Bildnachweis: Ratings von Shutterstock>
Kommentare
Google holt Buch-Rezensionen in Suchergebnisse » lesen.net 19. Mai 2015 um 12:46
[…] <Weiterlesen auf om8.de> […]
HootSuite Ads, Instagram "Layout", Blog-Wiederbelebung [Briefing] – om8 20. Mai 2015 um 10:44
[…] Trojanisches SEO-Pferd: Google holt Buch-Rezensionen in Suchergebnisse. Im Vergleich zu Filmen und Musik sind die Google-Ergebnisse bei der Suche nach Büchern noch vergleichsweise nackt. In diesen Tagen ändert sich das, Rezensionen werden bereits testweise exponiert dargestellt. Kurzfristig können Händler, Blogs und Info-Seiten davon profitieren, auf längere Sicht ist die Entwicklung allerdings gerade für diese Parteien höchst problematisch. [om8] […]
WordPress & WooCommerce und mehr – IM Wochenrückblick KW 21 22. Mai 2015 um 18:53
[…] Da kann ich mich demnächst wohl freuen, denn meinen Buchbesprechungen werden möglicherweise von Google zukünftig sehr prominent in den Suchergebnissen angezeigt werden. Wie gut, wer also Buchbesprechungen als Aufmerksamkeitswunderpille entdeckt hat. Derzeit testet Google das wohl nur in Großbritannien, doch es wird sicherlich bald auch bei uns verfügbar sein. Ist das nett von Google? Klar! Bis zu dem Moment, an dem wir alle dann erkennen, dass Google aus den Inhalten aller Webseiten eigene Inhalte baut, die es für Google-Besucher dann unattraktiv machen, überhaupt noch auf die Ursprungs-Webseite zu gehen. Aber so etwas würde Google niemals tun, vermute ich! via […]